Interview mit Fabian Mario Döhla von CDPR (1/2)

Anmerkung:
Fabian ist Studio Communications Manager GSA (Germany, Switzerland, Austria) bei CD Projekt RED und damit unter anderem für das Marketing und die PR sowie für Events und Messen in Deutschland, der Schweiz und Österreich verantwortlich.


The-Witcher.de: Schön, dass du dir die Zeit für uns genommen hast. Es ist natürlich immer toll, wenn man direkt mit einem von euch sprechen kann.

Wie hast du denn die gamescom dieses Jahr erlebt? Hast du persönliche Highlights und Spiele auf die du dich besonders freust?

Fabian: Klar! Die gamescom war dieses Jahr natürlich ein bisschen angenehmer, weil wir [CD Projekt RED] ja keinen Stand hatten und weil du ja sonst so zwischen halbstündigen Terminen und Pommes gefangen bist und wenig mitbekommst. Aber ich habe relativ viel Zeit gehabt mir Sachen anzuschauen. Mir persönlich gefallen gerade besonders diese VR-Geschichten. Ich habe mir zum Beispiel die Kitchen-Demo von Capcom mit Morpheus bei Sony und dann am Sonntag, was absolut genial war, die Valve HTC Vive-Demo von Nvidia angeschaut. Wie viel Firmen kriegt man eigentlich in einem Namen? Aber egal… Das war wirklich gigantisch! So habe ich mir VR immer vorgestellt, wenn man damals als Jugendlicher davon geträumt hat. So mit Rumlaufen und Anfassen. Dagegen waren diese Menüs im Film Minority Report echt harmlos. Außerdem mag ich Fallout 4. Das ist ein super Ding. Ich mein, die ganze Serie ist toll. Mafia fand ich auch ganz schön. Da kommt so einiges zusammen.



The-Witcher.de: Ist VR für dich eigentlich ein Thema für die Zukunft, also etwas von dem du sagst, es sei die Zukunft der Branche? Oder meinst du, das könnte ähnlich enden wie Kinect von Microsoft und Move von Sonys PlayStation?

Fabian: Also ich glaube schon, dass es ein bisschen größer wird. Aber du darfst natürlich die Einstandskosten nicht vergessen. Es ist ein bisschen vergleichbar mit Blu-rays, die ja inzwischen meist schon 5.1 oder 7.1 Dolby TrueHD bieten - die Wenigsten haben aber ein komplettes Heimkino zuhause. Nur weil es die Software inzwischen also kann, heißt das nicht, dass es dann jeder macht. Ich denke schon, dass es funktionieren und sich verbreiten wird. Aber es wird auch weiterhin ohne funktionieren. Du kannst natürlich keine vierstelligen, momentan fünfstelligen Investitionen voraussetzen, um dieses Spielerlebnis zu haben.

Aber für Events oder Theme-Parks, oder bei irgendwelchen Partys und sonst was, ist das fantastisch. Und dann gibt es immer noch den Gedanken, den auch Oculus verfolgt. Ein cooles Beispiel hierzu wäre die Bundesliga... Ich hole mir dann also ein Ticket für meinen Lieblingsverein und ich möchte sitzen in der Südtribüne hier auf dem Oberrang. Dann kannst du [mittels VR] in Echtzeit oder mit einem minimalen Delay das Spiel sehen. Du könntest dich dann also quasi direkt ins Stadion setzen und umsehen. Oder auch in die erste Reihe eines Konzerts. Solche Anwendungen sind es, die es dann zumindest auch für die breitere Masse interessant machen sollten.

The-Witcher.de: Da hast du natürlich recht und das geht dann auch weit über das Gaming-Thema hinaus.

Wie hast du oder wie habt ihr generell bei CD Projekt RED denn die Zeit kurz vor und nach Release von The Witcher 3 erlebt? Wie ging es da bei euch so zu? Wahrscheinlich ziemlich hektisch und chaotisch?

Fabian: Ja, auf jeden Fall. Davor total, da war es echt viel. Gar nicht mal so sehr von der Entwicklung selbst - durch die Verschiebung haben die Teams ja schon ein bisschen Luft gehabt. Aber was eben die Vermarktung anging. Also Marketing, PR, Review Codes, Events. Ich wusste gar nicht mehr wo ich war. Wir hatten da mal so eine ["Tour"]… Wie war der Reiseplan noch gleich? Dubai, Mailand und vor Dubai war noch Stockholm. Das waren alles PR-Veranstaltungen. Dann noch zwei in Berlin sowie kurzfristig noch eine bei Nvidia in München und zwischendurch immer nochmal nach Polen Studiobesuche machen. Ich habe echt nicht mehr durchgeblickt. Und es waren teilweise zwei Wochen vor Launch zwischen 18-20 Stunden Arbeit am Tag. Aber jeder im Team hatte Bock. Du hast halt diesen enormen Arbeitsaufwand gehabt, aber gleichzeitig hast du auch gewusst, dass es sich lohnt. Du wolltest das Spiel halt noch möglichst vielen Leuten zeigen. Und als du dann selber den Überblick bekommen hast, wie groß und gut es letztendlich geworden ist, wolltest du natürlich noch so viele Veranstaltungen und Events wie möglich „mitnehmen“. Das war schon alles schön - auch weil es zum Schluss dann alles so gut zusammengekommen ist. Das würde ich wieder so machen. Es war anstrengend, aber sehr lohnend und befriedigend.


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The-Witcher.de: Da muss ich auch sagen. Und den Release habt ihr ganz gut gepackt. Besonders, wenn ich mir dann andere große Spiele anschaue, die da deutlich mehr Probleme hatten [Watch Dogs, Assassin's Creed Unity oder jüngst Batman: Arkham Knight]. Es ist alles releativ glatt gegangen.

Fabian: Ja. Also als es dann losging, saß ich auch vorm Rechner und habe trotz Preload darauf gewartet, dass die GOG-Server abrauchen oder was anderes Schlimmes passiert. Aber es war absolut im Rahmen.

The-Witcher.de: Ich glaube, abgeraucht sind die nicht. Es ging zeitweise nur sehr langsam, aber…

Fabian: Ja, das PSN war zwar kurz platt, aber abgesehen davon, hat soweit alles geklappt.

The-Witcher.de: Hast du ein paar schöne Anekdoten aus der Entwicklung von The Witcher 3, die noch nicht jeder kennt und die du mit der Öffentlichkeit teilen darfst?

Fabian: Der letzte Satz ist es dann, der es dann natürlich immer ein bisschen schwierig macht. Also Anekdoten gibt es viele. Aber was kannst du davon erzählen und wer versteht es dann auch im Zusammenhang? Ich wüsste gar nicht so… Es gab so ein paar ganz schöne Momente. Zum Beispiel, als wir es zum ersten Mal hinbekommen haben bei Nvidia an einem Rechner das Spiel auf 4K zu spielen, bevor es für SLI optimiert war. Das war sensationell! Ich glaube, die hatten einen ~75 Zoll 4K-Monitor bei sich in München im Büro und eine Titan X. Natürlich war alles übertaktet und inklusive SSD, Wasserkühlung...

The-Witcher.de: Also die Höllenmaschine schlechthin?

Fabian: Ja, genau. Du wusstest da schon, dass das Spiel ganz gut aussieht. Aber das war dann einfach nochmal eine Nummer drüber. Da waren wir natürlich erstmal alle ziemlich lang sprachlos und sind dann mit Savegames stundenlang durchs Spiel gesprungen, um uns das nochmal in 4K anzuschauen. Besonders, wenn du dann nochmal Aussichtspunkte hast, wo man extrem tief ins Bild hineinschauen kann...

Klar gab es dann auch immer mal Momente, wenn Codes nicht ankamen. Aber solche Dinge sind intern meistens lustiger.

In Berlin hatten wir zusammen mit dem Computerspielmuseum ein Event im Kino. Peter von PietSmiet hat da live gespielt und es hat auch alles ganz gut geklappt. Und da wollten wir mal testen, wie es denn so aussieht mit Fan-Zuspruch und Facebook-Reichweite. Also haben wir auf der deutschen Facebook-Seite gepostet, ob Leute nicht Bock hätten nachts um zwöf ins Hotel zu kommen und zu spielen. Und es haben sich auch echt viele gemeldet. Man muss sich mal vorstellen: Du kriegst von "The Witcher" - also von irgendjemand - eine Nachricht, ob du nicht ins Hotel kommen willst - in Berlin um Mitternacht - um dort vorab ein neues Videospiel zu spielen. Es kamen auch ein paar Mädchen... Ich sag mal, wenn du ihren Müttern erzählen würdest, dass die jetzt um Mitternacht ins Hotel gehen, um vorab ein neues Spiel zu spielen und die Person die sie eingeladen hat ist "The Witcher"… Dann ist es erstaunlich, dass dann doch so viele da waren. Das war auf jeden Fall eine sehr lustige Runde mit der Community und mit Fans.

The-Witcher.de: Das hört sich in der Tat ganz schön komisch an.


Fortsetzung folgt...


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