PREVIEW: The Witcher 2: Assassins of Kings


Síle hilft im Kampf gegen den Kayran.
Neben den Standardkämpfen gegen die levelüblichen Gegner (in Kapitel eins vorwiegend Nekker, Endregas, Scoia’tael, ganz gewöhnliche Banditen und ein paar Wraiths – also ein recht übersichtliches Repertoire) gibt es auch ein paar außergewöhnliche Kämpfe. Neben einer Art gigantischer, sich aus magischer Unsichtbarkeit enttarnenden Krabbe mit Muschelgehäuse auf dem Rücken ist der spektakulärste Kampf der gegen den Kayran, ein achtarmiges Tentakelmonster, das den Fluss Pontar terrorisiert und in etwa einer Mischung aus Krake und Kalmar entsprungen sein könnte und ganze Schiffe zerstört. Nachdem sich Geralt zuerst mit Hilfe einer selten zu findenden Zutat einen speziellen Trank gebraut hat, der ihn vor dem giftigen Schleimauswurf des Riesenungeheuers schützt, kann er gemeinsam mit der Zauberin Síle de Tansarville, Beraterin der Königin Zuleika von Kovir, gegen das Untier angehen. Dazu benutzt Geralt das Yrden-Zeichen, mit dem er einzelne Arme des Ungetüms am Boden fesselt, um sie dann an den Gelenken abzuschlagen. Nachdem der Kayran so sechs seiner acht Tentakel verloren hat, schnappen wir uns einen der übrig gebliebenen, wild umherpeitschenden Arme und reiten auf ihm entlang bis zum Mundtrichter des Biestes. Dorthinein werfen wir eine Bombe, die das Monster zerfetzt. Ziel erreicht und 20 Tonnen Schleim in der Gegend verteilt. Das alles ist adrenalinpeitschend inszeniert und macht Laune: Der Kayran schlenkert seine 20 Meter langen Tentakel wild durch die Landschaft,

Der Kayran selbst hilft natürlich nicht. Im Gegenteil. Nach der Amputation seiner meisten Gliedmaßen schwingt sich Geralt auf einen verbliebenen Arm, um ihm den Garaus zu machen.
bringt Felsen und Ruinen in der Nähe zum Einsturz, fegt Geralt von den Beinen, brüllt und spuckt Schleim. Aus sicherer Entfernung gibt uns die Zauberin Tipps und Geralt hechtet zwischen den Fangarmen hin und her. Hackt und schlägt, wirkt Zeichen, rollt atemlos unter einem Tentakel entlang.


Der Witcher-Film

Die Romanreihe um den Hexer war in Polen ein so großer Publikumserfolg, dass sogar ein Kinofilm gedreht wurde, der einzelne Kurzgeschichten zum Inhalt hat. Zuerst wurde eine 13-teilige Serie konzipiert. Aus Teilen davon wurde dann aber ein Film zusammengeschnitten und in die polnischen Kinos gebracht. Die Handlung ist durch den Zusammenschnitt ein wenig wirr und für Nichtkenner nicht einfach zu verstehen. Auch die Tricktechnik bewegt sich eher am endgegengesetzten Ende der Hollywood-Skala. Die Verfilmung ist also nur für Fans geeignet. Die Serie selbst wurde zwar später im polnischen Fernsehen ausgestrahlt, wurde aber bislang noch nicht ins Ausland verkauft und übersetzt. Den Film hingegen gibt es zum Beispiel bei Amazon zu kaufen.

Die Grenze des Möglichen

Die Grafik ist detailliert, die Personen, vorsichtig gesagt, „stimmungsvoll“: Schiefe Gesichter, richtige Verbrechervisagen, dürre und dicke, junge Burschen, alte Männer, Fette, Glatzköpfe, in Lumpen gehüllte Habenichtse, in edle Gewänder gekleidete reiche Herren, unrasierte Suffköppe, verweichlichte Gelehrte, von sich selbst überzeugte Grobiane. Alles ist vertreten und so ziemlich jeder Körper, jedes Gesicht hat irgendeinen Makel. Das lässt die Figuren echter wirken. Selbst bei den Frauen gibt es nicht nur vollbusige Modeltypen. Die perfekten Körper sind den Zauberinnen vorbehalten, die sich mittels Magie Idealmaße geschaffen haben. Auf den Straßen unterhalten sich alte, faltige Matronen im Häubchen, junge, hohlwangige Elfenfrauen in zerlumpten Kleidern waschen Wäsche und auffallend offenherzig gekleidete und grell geschminkte Huren halten nach Freiern Ausschau.


Noch eine Zauberin: Philippa Eilhard. Welche Rolle sie spielt, erfährt man noch nicht im ersten Kapitel. Klar ist nur eins: Frauen, die Magie beherrschen, haben keine Skrupel, diese auf ihr Äußeres anzuwenden. Also Vorsicht vor schönen Frauen!
Zu der expliziten Optik passt die erwachsene, ebenso explizite Sprache. Wenn Zoltan (in der englischen Sprachausgabe) treffend feststellt “Drinking alone is as bad as shitting in company“ oder (in der deutschen Sprachausgabe) irgendein vorlauter Passant uns hinterherruft: „Hast du am Sack auch weiße Haare?“, wenn drei arbeitsfaule Herumtreiber, die den gesamten Tag vor der örtlichen Schenke verbringen, sich die Zeit damit vertreiben, darüber zu philosophieren, was Hexer wohl als Nahrung zu sich nehmen, dann muss man als Spieler schon ein wenig grinsen. Niedlich hingegen das kleine Mädchen, das uns hinterher läuft und fragt, ob denn Mädchen auch Hexer werden können. Die deutsche Sprachausgabe macht dabei einen sehr gelungenen Eindruck. Nur beim Hexer selber gibt’s – wenn auch auf hohem Niveau – etwas zu meckern. Wer zuvor eine Weile in Englisch gespielt hat, dem wird auffallen, dass der deutschsprachige Hexer irgendwie ein wenig langsam, schleppend klingt. So als ob ihn das alles nicht so recht interessieren würde, als ob ihm die Motivation fehlte, der Story und dem, was andere von ihm wollen, zu folgen. Es ist diese Millisekunde Pause zu viel, die den Unterschied zwischen „jap, so isses“ und „ja nun red schon Kumpel“ ausmacht. Der englische Sprecher hingegen jederzeit auf Zack, wie aus der Pistole geschossen seine Kommentare und Antworten. An der Tonlage und dem Klang hingegen gibt es absolut gar nichts auszusetzen, In beiden Versionen wurde Geralt eine tiefe, sonore, sehr männliche Stimme verliehen, die ganz wunderbar passt. Allerdings fällt allgemein auf, dass viele der Nebenfiguren und NPC, die ja das gewöhnliche Volk repräsentieren, ihre Sätze in einer Art wunderbar verschrobenem Landei-englisch hervornuscheln. (Oder als was auch immer man die leicht verschobene, etwas leirige Mundart, wie sie im Spiel zu hören ist, bezeichnen möchte.) Das geht im Deutschen natürlich nicht. Oder möchte jemand, dass die Handwerker und Tagelöhner Geralt auf Sächsisch oder Bayrisch ansprechen? Wohl kaum! Und vielleicht liegt es einfach im Wesen des Englischen, dass das abfällige Wort der Elfen für die Menschen „dh’oine“ im Englischen um so vieles eleganter klingt als in der deutschen Version, wo es einfach plump als „Deune“ ausgesprochen wird.

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