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Interview mit Erik Simon - Teil 2

Interview mit Erik Simon, dem Übersetzer der Witcher-Bücher - Teil 2

Teil 1 - Teil 2 - Teil 3

Die Veröffentlichung der Enhanced-Version steht unmittelbar bevor. Um die Wartezeit zu verkürzen, laden wir Euch ein, mein Interview mit Erik Simon zu lesen. Die Fans des Spiels und der Bücher werden doch sicher gern mehr über den Übersetzer der genialen Bücher wissen wollen. Im Forum könnt Ihr gern weitere Fragen stellen, die ich an Erik Simon weiterleiten werde.

Da ich mich informiert habe, kenne ich natürlich inzwischen auch Ihre Märchen des Gebruders Simon. Dort begegnen wir ja nun den Drachen und Königstöchtern. Darf ich ein Gedicht zitieren?

Vom Ringkrieg

Nach der Melodie zu singen: Warum weinst du, holde Gärtnersfrau

Sag, was meint der Kampf um jenen Ring,
dran des wahren Westens Schicksal hing?
Ist es mehr als ein Geländespiel?
Wer da denkt, der denkt gewiss zu viel.

Einmal wurde Sauron schon besiegt,
dessen böses Reich im Osten liegt,
dessen roter Blick gen Westen schweift,
dessen Hand nun wieder westwärts greift.

Und für wen steht wohl der Saruman?
Einstmals führte er den Westen an;
Als er schlau dem Bösen sich verband,
fiel er selber prompt von Saurons Hand.

Doch ein Hobbit so wie du und ich.
Der besiegt den roten Wüterich
mit Beharrung, Glück und etwas List,
weil er selber ja nicht Tollkühn ist.

Müde kehrt der Hobbit dann nach Haus
doch das Auenland sieht anders aus;
denn daheim, wer hätte das gedacht,
kam inzwischen Labour an die Macht.

Sag, was meinst du, guter Professor,
lugt da nicht ein Stückchen Weltkrieg vor?
Bricht Geschichte sich in der Geschicht’?
„Nein, ach nein, das alles mein ich nicht.“

Können Sie sich denken, warum ich gerade dieses Gedicht ausgewählt habe? Es gibt auch ein Rollenspiel zum Herrn der Ringe und irgendwie ist das Buch der heilige Gral aller Fantasy-Freunde, und jetzt meine ich die klassischen Fantasy-Fans. Eigentlich ist das Gedicht aber auch ein schönes Beispiel dafür, wie Sie mit bekannten Inhalten spielen und diese umdeuten.

Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen, muss ich sagen, dass ich ein paar andere Fantasybücher interessanter finde als den Herrn der Ringe, beispielsweise den Erdsee-Zyklus von Ursula Le Guin oder eben Andrzej Sapkowski. Tolkiens Hobbit habe ich mit großem Vergnügen gelesen, das ist ein bezauberndes Märchen, ganz aus einem Guss; in der Ring-Trilogie ist Tolkien dann davon ein Stückchen abgedriftet, ohne woanders richtig anzukommen, und während manche Stellen doch eher den erwachsenen Leser meinen (ein paar von den poetischen Bildern sind wirklich stark), stehen dazwischen immer wieder Passagen, die mir kindlich vorkommen, um nicht zu sagen kindisch. Bei alledem ist die Ring-Trilogie entsetzlich humorlos, obwohl Tolkien in anderen Werken (im Hobbit oder beispielsweise in „Farmer Giles of Ham“) durchaus komisch sein konnte. Ein Roman, in dem es nicht sowohl komische als auch tragische Stellen gibt, ist im Grunde nicht glaubwürdig; auch die Uniformität und Gesichtslosigkeit des Bösen deutet darauf hin, dass Der Herr der Ringe eigentlich noch keine moderne Fantasy ist, sondern näher am Märchen. Freilich wäre die moderne Fantasy ohne Tolkien nicht dort, wo sie heute ist, und es gäbe weder Le Guins Ged noch Sapkowskis Hexer.

Wenn ich richtig informiert bin, haben Sie Werke aus Polen, Schweden, Bulgarien, aus dem russischen und tschechischen übersetzt, macht Übersetzen Spaß?

Da vermengen Sie zweierlei. Erstens: Ich habe Bücher – alles Science Fiction, Fantasy oder sonstige Phantastik – aus dem Russischen, Englischen, Polnischen und Bulgarischen übersetzt, außerdem ein paar wenige Kurzgeschichten aus dem Tschechischen, Slowakischen und Niederländischen. Zweitens: Ins Schwedische, Polnische, Bulgarische und Tschechische sind Bücher mit meinen eigenen Erzählungen übersetzt worden, dazu noch einzelne Geschichten und Artikel in rund ein Dutzend weitere Sprachen.
Natürlich macht Übersetzen Spaß, soweit Arbeit eben Spaß machen kann. Sonst würde ich es ja nicht tun, zumal man dabei weniger verdient als in den meisten anderen Berufen, denen man als Inhaber eines Hochschuldiploms nachgehen kann.

Wie kann man die Arbeit eines Übersetzers verstehen? Können Sie mal schildern, wie die Arbeitsweise ist?

Das ist eine etwas ungenaue Frage, und ich fürchte, die Antwort wird auch ungenau, denn sonst müsste sie sehr lang ausfallen. Für gewöhnlich lese ich das Buch erst einmal, dann übersetze ich es Seite für Seite in den Computer, wobei ich unbekannte Wörter, die ich nicht in meinem mittelgroßen Wörterbuch finde, sachlich unklare Stellen und überhaupt alles, wonach ich den Autor fragen sollte, zunächst markiere und nur näherungsweise übersetze. Anschließend schlage ich in der Bibliothek in den großen und alten Wörterbüchern nach, recherchiere im Internet (Wie heißen deutsch die Teile eines mittelalterlichen Bogens? Wie die Lederlappen, die von manchen Sätteln zwischen den Beinen des Reiters und dem Pferdebauch herabhängen?), schreibe dem Autor Fragelisten und lese meine Übersetzung mehrmals, um Fehler zu finden und den Stil zu polieren. Wenn genug Zeit ist, geb ich’s auch meiner Freundin zu lesen, die findet immer noch was zu verbessern, mindestens Tippfehler, die ich nicht mehr sehe, weil ich ja weiß, was da stehen muss. Dann kriegt’s der Verlag.

Wie sind Sie zu der Aufgabe gekommen, sich den Werken Sapkowskis zu widmen?

Der Heyne Verlag hat seinerzeit von Sapkowskis polnischem Verlag die ersten drei Bände des Hexer-Zyklus geschickt bekommen (Der letzte Wunsch, Das Schwert der Vorsehung, Das Erbe der Elfen) – mehr waren noch nicht erschienen, es stand noch nicht einmal genau fest, wie viel Bände es ingesamt würden (nur, dass noch mindestens zwei weitere folgen sollten). Ich habe sie gelesen, ein Gutachten für den Verlag geschrieben und den ganzen Zyklus empfohlen, allerdings darauf hingewiesen, dass man die beiden ersten Bände zur Not auch einzeln lesen kann, mit dem Erbe der Elfen aber eine durchgehende Handlung beginnt; das heißt, wenn man den dritten Band bringt, muss man auch alle folgenden machen. Dazu hat sich der Verlag dann nicht entschließen können, nachdem die beiden ersten Bände in der Fantasy-Taschenbuchreihe von Heyne ziemlich unbemerkt geblieben sind, sich also nicht besonders gut verkauft haben.

Hatten Sie die Möglichkeit, mit dem Autor über verschiedene Dinge selbst zu reden, oder ging der Kontakt überwiegend über die Verlage?

Bei einzelnen Erzählungen lohnt sich der Aufwand meistens nicht, aber wenn ich ein ganzes Buch übersetze, bemühe ich mich immer, Kontakt zum Autor aufzunehmen und ihm um Rat bei Stellen zu fragen, die ich nicht recht verstehe oder die sich aus sprachlichen oder kulturellen Gründen nicht genau so übersetzen lassen wie in der Originalsprache, wo ich also am Text kleine Änderungen improvisieren muss. Kalauer beispielsweise funktionieren fast nur in der Originalsprache, der Übersetzer muss sie durch eigene Erfindungen ersetzen (und mitunter ein Stück weiteren Text abändern, damit es passt) oder sie zur Not weglassen, denn gar kein Witz ist immer noch besser als ein schlechter. Sapkowski ist zum Glück sehr kooperativ, und zum noch größeren Glück beherrscht er ebenfalls eine Menge Fremdsprachen. Für gewöhnlich korrespondiere ich polnisch mit ihm, aber besonders schwierige Stellen haben wir auch schon auf deutsch erörtert und englische oder russische Beispiele zur Erklärung herangezogen.

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