Hexer Film- und TV Produktion

Nur wenige Hexer Fans wissen hierzulande, dass es eine Verfilmung zu den Hexer Kurzgeschichten von Andrzej Sapkowski gegeben hat. Unter dem Titel "The Hexer" bzw. "Wiedźmin" entstand eine TV Serie mit dreizehn Folgen, die die Kurzgeschichten als Vorlage hatte und eine Film Produktion.

Maryszka und Mikal von der LARP Gruppe Wiedźmin stellen euch die Verfilmungen vor:

Wiedźmin – Die TV Serie (2002)
Der polnischen Verfilmung von Der letzte Wunsch und Das Schwert der Vorsehung war kein gutes Schicksal beschert worden. In Polen ist sie katastrophal gefloppt und folglich gab es keine Übersetzung oder Ausstrahlung für das deutsche Fernsehen. Somit wird es nur einigen Fans hierzulande bekannt sein, dass es eine Serie gegeben hat. In diesem Artikel erfahrt ihr Antwort auf die Fragen, weshalb es dazu gekommen ist und warum wir die Serie dennoch für äußerst sehenswert halten. Außerdem bekommt ihr einige Szenen aus der Serie als Link präsentiert.

Kritik an der Serie
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Wenden wir uns dem Grund des Misserfolgs der Serie zu. Nachdem die Dreharbeiten für die 13-teilige Miniserie abgeschlossen waren, entschieden sich die Produzenten die Mini-Serie (Umfang ca. 550 Minuten) auf Spielfilmlänge (130 Minuten) zusammen zu schneiden und dieses Hackstück im Winter 2001 in die Kinos zu bringen. Eine Katastrophe! Das was übrig blieb, ist ein Zusammenschnitt des handlungsrelevanten Geschichtsablaufs. Dabei sind die Szenenübergänge oft unlogisch, wenn überhaupt vorhanden – der Film ist eher eine Aufeinanderreihung von unzusammenhängenden Szenen, als eine in sich stimmige Geschichte. Mit diesem "schlechten ersten Eindruck" hatte die Serie, welche später, 2002, im polnischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, natürlich wenig Chance überhaupt zu überzeugen oder Zuschauer zu gewinnen. So gut wie jeder in Polen kennt die Bücher von Sapkowski und viele waren in dem Kinofilm. Fragt man einen beliebigen Polen nach seiner Meinung, wird er die Augen verdrehen. Die Enttäuschung sitzt tief und nach der Publikationsgeschichte ist es nicht verwunderlich.
Also ein Rat an dieser Stelle: Finger weg von der (bei uns leicht erhältlichen) DVD, die nur den Kinofilm zum Inhalt hat.

Natürlich erklärt dies nicht den ganzen Misserfolg. Erinnern wir uns an den Winter 2001, als der Wiedźmin Film erschien. Herr der Ringe – Die Gefährten sowie Harry Potter und die Kammer des Schreckens überrollten die Welt und setzten neue Maßstäbe für das Fantasykino und bescherten dem Genre eine ungeheure Popularität. Nachdem nun also die epischen Schlachten, Kämpfe und aufwändigen Kostüme, sowie vor allem die Special-Effects aus Hollywood auf einen einprasselten… wie wirkte da im Gegenzug eine "billige Produktion" aus Polen? Richtig. Billig.
Der spektakuläre Fantasy - Winter 2001 hatte also mit den beiden Blockbustern neue Maßstäbe im Genre gesetzt. September 2002 kam die TV Serie Wiedźmin ins Fernsehen und war gegen diese (zeitnahe) Konkurrenz chancenlos. Es verwundert nicht, dass die meisten vernichtenden Kommentare, die man in polnischen Foren liest, in die Richtung der Filmausstattung gehen: "Die Monster sind billig, aus Plastik." und "Sie haben vor allem an den Kostümen gespart." Fazit: "Mord am Wiedźmin!"
Es wäre sinnlos die Antwort auf die Frage "Wie will man auch gegen das Budget von Hollywood antreten?" zu suchen. Warum jedoch lohnt sich die Verfilmung Wiedźmin zu sehen? Schauen wir uns mal die Serie genauer an und beantworten dafür die Frage: Was macht sie trotz dieser Kritiken so reizvoll?

Die Stärken der polnischen Fantasy
Für Wiedźmin wären unserer Meinung nach die ganzen Special-Effects überflüssig: Die bis ins kleinste Detail computergenerierte Spinnen oder die riesigen Ork-Heerscharen verfehlen den eigentlichen Sinn der Wiedźmin Saga. Sie würden nur die Sensationslust des Zuschauers befriedigen (Alles, was Hollywood besser kann und dafür gern Geld ausgibt). Die Darstellung der Monster selbst ist in der Hexer-Serie – sowie in den Büchern – eigentlich nebensächlich. Wie das? Geralt ist doch ein Monsterjäger! Die Erklärung ist ganz einfach: Die Monster in den Geschichten sind eigentlich nicht die wahren "Monster". Hinter dem Buch und der Serie, die unserer Meinung nach das Buch sehr gut spiegelt, steht eine andere Philosophie, eine grausame Wahrheit: Die wahren Monster sind die Menschen.
Weiterhin geht es um den Geralt, der selbst von den Menschen für ein "Monster" gehalten wird. Ihm werden als Hexer jegliche Gefühle, jeglicher Wert als Lebewesen abgesprochen, weil er erschaffen wurde und nur dazu dient, die Kreaturen im Sumpf zu erschlagen.
Eine Verfilmung dieses Stoffes, mit aufwändigen Monstern, ewigen Kampfszenen mit phantastischen Kreaturen, … würde dies nicht an dem ganzen vorbeigehen?
Deshalb können wir sehr gut mit den „miesen Effekten“ leben, wie die zerlotterte Striga, der PC-Drache oder der Gummi-Basilisk.
Szene: Anfang von "Smok" zu "Der Rand der Welt".

In den Büchern von Sapkowski wird eine Welt dargestellt, die nicht übersättigt ist mit Magie. Der Hexer hat Fähigkeiten, ab und an erscheint ein Magier, und eben manchmal Feinde oder Monster, die ebenso über Magie verfügen. Dann kommen einige dezent eingesetzte Spezialeffekte zum Einsatz, die nötig sind, um das Magische als "Farbtupfer" anzudeuten. Der Rest der Serie, und was den größten Teil einnimmt, ist solides Schauspiel, worauf der Zuschauer anscheinend immer seltener Wert legt und sich mit dem "thrill" einiger Effekte begnügt.
Szene: "Okruch lodu" (Ein Eissplitter), Zauberer Istredd gegen Armbrustschützen

Was ist mit dem Vorwurf der billigen Kostüme? Nun – da mögen wir vielleicht eigen sein, keine Mediavisten oder Authentiker sein, dennoch sind wir der Meinung, dass gerade die Kostüme in der Serie beeindrucken sind. Es sind eben nicht übertrieben edel oder pompös ausstaffierte bunte Fantasiekostüme. Es wird mehr oder weniger Wert darauf gelegt eine authentische, dreckige, lebensechte Darstellung von Kleidung, Leuten und dem Leben damals in einem mittelalterlich angehauchten osteuropäischen Setting zu schaffen. Realität ist das Schlagwort und der große Bonus dieser polnischen Produktion gegenüber der zehnten in Neuseeland gedrehten auf "Fantasy" getrimmten Serie! Realität ist eben nicht jedermanns Geschmack. Realität ist Alltag - und vielen fällt es schwer sich deshalb auf diese Serie einzulassen. Doch wenn man sich einmal bewusst wird, dass es in dieser Serie um echte Probleme geht, um eine bemüht echte Darstellung ungeschönten Lebens zu einer harten Zeit…dann kann man der Serie sehr viel Freude abgewinnen. Einfaches vergleichendes Beispiel:

Hollywood: Eine Schlägerei in einer Hintergasse. Der Protagonist hält üblicherweise einen langen oder kurzen, dafür umso imponierenden Monolog, ehe er eine Waffe zieht und möglichst brutal die Feinde nieder macht.

Wiedźmin: Geralt geht raus, sieht, wie sein Freund Jaskier / Rittersporn von einem Mob verfolgt wird, macht sich einen Überblick und verscheucht die Leute mit Tritten in die Hintern. Unspektakulär? Über dieses Beispiel einer sehr realistisch bis zynisch wirkenden Szene konnte ich persönlich mich sehr amüsieren. Der Humor im Wiedźmin ist ein sehr trockener, wie er bei den skandinavischen Filmen oft zu finden ist. Eben nicht jedermanns Sache.


Weitere Pluspunkte der Serie
Erotik statt Pornographie
Mittlerweile muss es einen doch langweilen, wenn in jedem Streifen, der läuft, irgendwann hundertprozentig jede Geliebte jedes Hauptdarstellers ihre Kleidung von sich wirft, die Kamera sekundenlang auf ihre Brüste hält und man zuschauen darf, was eigentlich jedem bekannt sein dürfte: vom Film davor, und davor und davor. Sex sells! Wenn nicht mindestens etwas erotisiert, sexualisiert oder gleich ganz entblättert da steht, ist es uninteressant für den Zuschauer.

Im Wiedźmin sieht das etwas anders aus, und das konnten wir auch in anderen modernen polnischen Historienfilmen beobachten (Wie in dem fabelhaften Ogniem i mieczem von 1999, einer Neuverfilmung des polnischen Nationalepos mit Michal Zebrowski in der Hauptrolle, der später den Geralt in der Wiedźmin TV Serie spielen wird). Natürlich kommt auch das polnische Kino ohne erotische Szenen nicht aus, vor allem bei so einer Gestalt wie Geralt. Doch haben wir beobachtet, dass sich die Polen mit so was Zeit lassen. Wenn es endlich mal zur Sache kommt, präsentiert die Mattscheibe dem Zuschauer etwas, was man heutzutage sehr selten sieht: Ein paar völlig naturbelassene, vielleicht sogar mal für die Norm "zu klein geratene", Brüste, wenn die Serrikanerinnen nackt in das Badezuber springen wo sich Geralt und der Ritter Drei Dohlen entspannen. Dann wird geplanscht, gelacht und CUT. Der Rest bleibt als Lücke, als Leerstelle, stehen und der Zuschauer kann sich was dazu denken. Und wenn er nicht fähig ist – kann er sich all die anderen 0815 Filmchen anschauen.

Originale Schauplätze und Osteuropäisches Setting
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Für die Serie ist man nicht nach Neuseeland geflogen – Fehlanzeige. Sie wurde in Polen selbst gedreht! An echten Burgen und Schlössern, in osteuropäischen Wäldern und Landschaften, die einen ganz besonderen Charme besitzen und sich wundervoll zu allen anderen Fantasy Filmen unterscheiden, die heute scheinbar alle in Neuseeland gedreht wurden. Die Stimmung kommt dadurch weitaus echter rüber und man kann gleich dazu noch sehen, was Polen noch so an schönen alten Gebäuden, die Geschichte in sich tragen, an Landschaften und Orten zu bieten hat.


Charakterschauspieler
In der Serie spielen viele berühmte, alte und junge, polnische Schauspieler mit. Die "alten Gesichter", die noch wohlbekannt waren, geben sich die Ehre. Die Besetzung des Barden Rittersporn (Polnisch: Jaskier) mit Zbigniew Zamachowski ist einfach grandios: Von wegen Schönling! Es wurde ein kleiner, etwas fülliger, dafür umso lustiger wirkender Kerl eingesetzt, der zu den berühmtesten Schauspielern in Polen gehört und bereits 1984 in der Historienserie Ritter und Räuber (Rycerze i Rabusie) mitgespielt hat. Er ist eher drollig und ein Schlitzohr, der durch Charme und Wortwitz besitzt, als durch oberflächliche Schönheit. Einfach unsere Lieblingsfigur. Zumal eine weitere Besonderheit der Serie dazu kommt: Die "Ratschläge Rittersporns" oder "Rady Jaskra", kurze Lieder (von dem Schauspieler eingesungen), die im Abspann der Serie laufen und sehr garstige Kommentare zur einzelnen Folge geben. Zum Beispiel folgende Zeile (in einer freien Übersetzung):
"Wie ein Kiesel, der hochgeworfen wird und sich wähnt ein Stern zu werden, so erlebst Du (Geralt) Deinen Höhenflug und musst doch tief fallen."
Ausschnitt: Okruch lodu ("Ein Eissplitter") Rittersporn und Geralt.


Abwechslung in der Darstellung der Elfen
Elfen sind schön, geschmeidig und elitär? Fehlanzeige: Wie in den Büchern sind sie auch in der Serie dem Rassismus zum Opfer gefallen, bilden Guerilliaverbände in der Stadt oder im Wald, den sie vehement und gewalttätig verteidigen. Es geht um ihr blankes Überleben! Abgezehrte eingefallene Gesichter, schwarzumrandete übernächtigte böse funkelnde Augen, schmutzige Kleidung, das sind die Elfen in der Serie. Auch wenn das indianisch Angehauchte etwas an individueller Prägung der Darstellung von Elfen verschenkt, überzeugt vor allem die Schauspieler der Elfen als hasserfüllte Vertreter einer verfolgten Rasse.


Kampfszenen
Übrigens, ist den Zuschauern aufgefallen, dass die TV-Serie etwas mit den alten James Bond Filmen gemeinsam hat? In den alten James Bond Filmen schoss unser Superagent zwar auf die Bösen, doch hat man nie einen wirklich sterben sehen oder die Kugel einschlagen. Die Kameraführung wich geschickt aus. Bei Wiedźmin ist es ähnlich. Zwar sieht man Geralt das Schwert schwingen, die Fäuste fliegen, doch weder spritzt das Blut literweise, noch hält die Kamera drauf, wie das Schwert sich in die Gedärme drückt. Die Szene wird geschickt geschnitten, wodurch ein dynamischer Kampfverlauf erzeugt wird.

Ausschnitt: "Mniejsze zło" (Das kleinere Übel), Geralt gegen Renfris Bande, Sapkowskis Version von Schneewitchen und den Sieben Zwergen

Wie bei der Magie und Erotik, auch in der Gewalt wird es spannend, wenn eine Leerstelle entsteht, die eben nicht durch Bilder oder Worte gefüllt wird. Das erzeugt ein Gefühl der Unbefriedigung, womöglich ein Grund für die schlechte Rezension der Serie, und der Leser oder Zuschauer muss sie sich selbst füllen…durch die eigene Phantasie! Und darum geht es doch: Realität und Phantasie zu vereinigen um diese Leerstellen zu füllen. Die Folge dessen ist es, dass man selber kreativ und produktiv wird.

Sapkowski hat mit seiner Kurzgeschichte Wiedźmin, die den dritten Platz in einem Fantasy Schreibwettbewerb gewonnen hat, begonnen selbst die Lücke zu füllen als ihn Leserbriefe erreichten, doch bitte mehr über Geralt zu schreiben. Irgendwann hatte er die beiden Kurzgeschichtensammlungen Der letzte Wunsch und Das Schwert der Vorsehung fertig, dann folgte die fünfbändige Geralt-Saga. Später kamen der Film dazu, die Serie und nun das Computerspiel. Heute schreiben Fans ihre eigenen Hexergeschichten, machen sich mit Stift und Bildbearbeitung ein eigenes Bild von der Hexer - Welt oder spielen Liverollenspiele. Sie alle halten die Welt der Hexer am Leben indem sie die Saga weiter "schreiben", in allen möglichen Formen.


Filmographie

  1. "Dzieciństwo" ("Kindheit)" – Keine Romanvorlage
  2. "Nauka" (Training") – Keine Romanvorlage
  3. "Człowiek - pierwsze spotkanie" ("Menschen – die erste Begegnung") – Einige Bezüge zu den Kurzgeschichten "Das kleinere Übel" und "Die Stimme der Vernunft"
  4. "Smok" ("Der Drache") – Basiert auf "Der Rand der Welt"
  5. "Okruch lodu" ("Ein Eissplitter") – Basiert auf "Ein Eissplitter"
  6. "Calanthe" (Calanthe") – Basiert auf "Eine Frage des Preises"
  7. "Dolina Kwiatów" ("Das Tal der Blumen") – Basiert auf "Der Rand der Welt"
  8. "Rozdroże" ("Scheidewege") – Bezüge zu den Kurzgeschichten "Der Hexer", "Die Stimme der Vernunft" und "Etwas mehr"
  9. "Świątynia Melitele" ("Der Tempel der Melitele") – Basiert auf "Die Stimme der Vernunft"
  10. "Mniejsze zło") ("Das kleinere Übel") – Basiert auf "Das kleinere Übel"
  11. "Jaskier" ("Rittersporn") - Bezüge zu den Kurzgeschichten "Das kleinere Übel", "Ein Eissplitter" und ''Das Schwert der Vorsehung"
  12. "Falwick" - Keine Romanvorlage
  13. "Ciri" ("Ciri") - Bezüge zu "Etwas mehr"

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